Geschichte

Gründung und Aufbau

Die Herba Chemosan, heute der größte Pharmagroßhändler und -dienstleister Österreichs, blickt auf eine mehr als hundertjährige bewegte Geschichte zurück. Alles nahm seinen Ursprung im Jahr 1916, als der Apotheker Dr. Franz Stohr sich entschloss, dem landesweit zunehmenden Mangel an ausländischen Arzneimitteln entgegenzuwirken. Im Bestreben, die Arzneimittelversorgung Österreichs vom Ausland möglichst unabhängig zu gestalten, gründete er ein Unternehmen für den Anbau und die Verwertung von Arznei- und Nutzpflanzen – „die Herba“ war geboren.

Die Herba fungierte als eigenes Handelsunternehmen der österreichischen Apothekerschaft und stellte den Warenbedarf aus erster Hand und zu günstigen Preisen zur Verfügung. Trotz der Kriegsjahre und der schwierigen Zeit danach entwickelte sich die Herba mit beachtlichem Erfolg. Aufgrund der anhaltenden Geldentwertung wurde eine Verbreiterung der finanziellen Basis für den expandierenden Betrieb notwendig. So wurde die Genossenschaft 1923 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Im Jahr 1928 stieg die Herba durch die Beteiligung an der Ärztewirtschaftsgesellschaft AEWIGE in das Hausapothekengeschäft ein. 1940 erfolgte mit dem Erwerb der „Österreichischen Heilmittelstelle“ der Einstieg in das Hospitalgeschäft.

Kriegszeit und Wiederaufbau

Auch während des Zweiten Weltkriegs vergrößerte sich der Geschäftsumfang weiter. Alle wichtigen Arzneimittel, von denen man annahm, dass sie knapp werden könnten, wurden zu Beginn des Krieges bevorratet. 1942 umfasste das Sortiment rund 60 Arzneimittel. Im selben Jahr kam es zum Erwerb des Reformwarenherstellers Salus AG.

In der Nachkriegszeit waren Rohstoffe und Fertigwaren aus dem Ausland äußerst schwierig zu beschaffen. Vor allem in Wien kam es zu Engpässen in der Arzneimittelversorgung. Die Niederlassungen in den Bundesländern konnten sich durch Zuteilung aus Heeresbeständen und mit Hilfe der Besatzungskräfte gerade so über Wasser halten.

Um den Mangel an Heilpflanzen ausgleichen zu können, wurden 1947 das Gut Mauring bei Kitzbühel und eine Liegenschaft in Hötting bei Innsbruck auf zehn Jahre gepachtet. Durch die Freigabe beschlagnahmter Bestände von Arznei- und Dentalwaren sowie Verbandstoffen der deutschen Wehrmacht erholte sich der Arzneimittelmarkt langsam.

Ab den Sechzigerjahren beteiligte sich die Herba zunehmend an der Chemosan Union.

Technik im Vormarsch

1964 wurden die ersten Vorkehrungen zur Einführung einer Lochkartenfakturierung getroffen. Fünf Jahre später wurde in der Herba Wien die erste elektronische Anlage eingerichtet. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Ware nicht mehr alphabetisch, sondern nach Gängigkeit geordnet. Die EDV wurde weiter ausgebaut und auch für Apothekeninventuren, Einkaufsauswertungen für Apotheken und zur Weitergabe von Lieferanteninformationen an die Apotheken verwendet.

In den Siebzigerjahren wurde die Lagerbewirtschaftung der Apotheke mit Hilfe kleiner Lochkarten, sogenannter „Minikärtchen“ realisiert. 1978 ging der erste Apothekencomputer Österreichs in Betrieb: Die Geburtsstunde des automatischen Bestellwesens hatte geschlagen. Die IT-Dienstleistungen für die österreichischen Apotheken wurden unter der Bezeichnung „Apodat“ zusammengefasst – heute steht die Sanodat für diesen Aufgabenbereich.

Moderne Zeiten

1996 kam der Kärntner Pharmagroßhandel „Paul Hauser“ zur Herba. Im Jahr 1997 verschmolzen die Herba und die Chemosan Union zur Herba Chemosan Apotheker-AG.

1998 entstand das Tochterunternehmen Sanova Pharma, in dem die Salus AG, Schoeller Pharma und Braumapharm aufgingen.

2010 erhielt die Herba Chemosan das Zertifikat „Leitbetriebe Österreich“, 2018 das ISO-Zertifikat EN 9001:2015.

Zwischen 2000 und 2021 war die Herba Chemosan Teil der McKesson Europe AG (vormals Celesio AG).

Seit 1. Februar 2022 ist die Herba Chemosan Apotheker-AG wieder ein rein österreichisches Unternehmen. Neue Mehrheitseigentümer sind die Vorstände der Herba Chemosan Apotheker AG. Die weiteren Anteile werden von der Invest AG, einer Tochter der Oberösterreichischen Raiffeisenbank, gehalten.